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Penkun


Schloss und Rittergut (Büssow) Rüdiger v.d.Osten


Personenchroniken (Zeitzeugenberichte von 2006) in Penkun: Mein Leben in Penkun (aus der geschriebenen gleichnamigen Chronik):
Erzählungen von: Frieda Pogorzelski geb.Knüppel, Rudi Abitz, Ruth Frede, Ilse Luksch geb.Zehm, Elfriede Seiler, Hans Kleist, Gertrud Trode 

Friede Pogorzelski geb. Knüppel
Frau Pogorzelski ist am 10.09.1916 in Penkun geboren. Sie besuchte die Schule von 1922-1930 auf dem Kirchplatz in Penkun.
Nach der Konfirmation mussten sie gleich arbeiten. 
Am 1.Mai 1930 ging sie für ein Jahr in Stellung bei Familie Ruthenberg im Haushalt. Ruthenbergs hatten ein großes Schuhgeschäft (alte Apotheke Platz der Republik 9). Danach arbeitete sie noch ein Jahr als Stubenmädchen in Buchholz bei Chorin und in Tantow im Haushalt beim An- und Verkauf.
Am 20.April 1936 zog Frau Pogorzelski nach Stettin. Sie arbeitete dort als Haushaltshilfe beim Arzt Dr.Los. 1945 erlebte sie den Bombenalarm in Stettin mit. Die Klinik und die Praxis des Arztes Dr.Los wurden bombardiert. 
Mit der Frau des Arztes und den 2 Schwestern hatte sie noch lange Kontakt. Sie besuchte sie in der Nähe von Kiel. 1945 starb die Mutter von Frau Pogorzelski an Typhus und sie musste zurück nach Penkun, um ihren jüngeren Bruder zu versorgen. Von April 1946 - 1955 arbeitete sie beim Gärtner Brennemühl auf dem Schloss Penkun, danach in der LPG im Feldbau. 1955 heiratete sie ihren Mann. Von 1966-1976 arbeitete Frau Pogorzelski als Köchin in der LPG Küche, die im Schloss untergebracht war. Bis zur Rente kochte sie für die Mitglieder der LPG. 2004 entschied sie sich ins "Betreute Wohnen" zu ziehen. Sie ist dort nicht mehr so einsam und näher am Stadtzentrum.

Rudi Abitz: Erinnerungen von Rudi Abitz
Herr Abitz wurde am 6.9.1923 in Penkun geboren. Seine Eltern hatten eine Landwirtschaft. Auch damals gab es schon einen Kindergarten, den er besuchte. Von 1930-1938 besuchte er die Schule. In der Schule gab es 4 Klassen unten und 2 Klassen oben. Bis zu 30 Schüler waren in einer Klasse. Herr Abitz erinnert sich mit viel Witz und Humor an seine Freunde: Gerd Horn, Glasenapp, Westfahl und Jonas ?. In den Ferien wurden oft Ausflüge gemacht, an die sich Rudi Abitz gern erinnert. 1935 ging die Fahrt nach Lubmin, 1936 in den Harz, 1937 an den Rhein, in Heidelberg wurde das Schloss besichtigt. 14 Jugendliche nahmen daran teil. 
Nach Beendigung der Schule musste er auf dem Hof der Eltern mitarbeiten. Der Vater wurde krank und er hatte viele Dinge allein zu entscheiden. Traktor fahren mochte früher schon jeder Junge. 2 Jahre besuchte Herr Abitz eine Berufsschule. 
Erinnerungen aus dem Jahr 1941 hatte Herr Abitz auf dem Hof besonders vom Einsatz der Feuerwehr im Winter 6.11.-7.11.1941 bei Minus 20 Grad Kälte, das Wasser war 50cm tief gefroren. Es brannte in Petershagen und in Karsberg bei Blumberg. Das Wasser ist gleich im Schlauch eingefroren. Mit der Picke mussten die Männer das 50cm tiefe 
Eis freimachen. 
Feuerwehrmitglieder: R.Abitz, F.Hackbart, F.Straßburg, G.Horn, W.Horn, P.Thies, W.Bootz, j.Wolter.
Am 17.4.1941 wurde Rudi Abitz als Soldat nach Prenzlau eingezogen. Im Sommer durfte er 6 Wochen in den Ernteurlaub, da die Männer alle im Kriegseinsatz waren und Hilfe gebraucht wurde.

Kriegseinsatz vom 17.04.1942
Am 17.April 1942 zog die Einheit von Herrn Abitz zur Ausbildung nach Jüterbog. Die Soldaten machten eine Fahrerlaubnis auf der Zugmaschine 24T.
Am 8.Januar 1943 wurden 20LKWs verladen und es ging nach Italien über den Brenner.
In Bayern waren Minus 20 Grad und dann in Florenz waren es Plus 24 Grad. Als Erstes wurde gleich gebadet. Das Besondere für die Deutschen waren die Toiletten. Eine Reihe mit Löchern, jeder konnte jedem zusehen.
Nach einem kurzen Stop ging es dann mit der Fähre nach Palermo. Von dort nahm sich Herr Abitz 20 Flaschen Wein für zu Hause mit. Das war eine Schlepperei.
Die Rücktour - Richtung Catania Ätna.
Es wurde noch immer bombardiert. Die ganze Batterie wurde gut rüber gebracht. Die Fahrt ging durch Mittelitalien nach Konstanza, wo die Einheit in Salermo (Palermo?) bis zu 30km in Feuerstellung ging.
Im November 1943 gab es Urlaub. Mit dem Zug von Florenz bis Stettin und die 20 Flaschen Wein nicht zu vergessen. Von Stettin bis zum Bahnhof Casekow und dann weiter mit der Kleinbahn nach Penkun. 
Am 19.Dezember 1943 hatten die Eltern von Herrn Abitz Silberhochzeit. Danach musste er wieder nach Italien zurück. Die Eltern und die Verwandtschaft bereiteten ihm einen herzlichen Abschied. Er wurde mit der Kutsche zum Bahnhof gefahren.
In Italien wurde mit starken Geschützen gefahren. Viele Tote lagen auf den Feldern. Herr Abitz hatte die Aufgabe, eine Zugmaschine zu reparieren und diese zur Batterie zu bringen. Das war eine sehr gefährliche und riskante Aufgabe. In Breschina - Tunnel haben sich Herr Abitz und andere Soldaten verstecken müssen. Sie lagen auf dem Bahnhof und sind dann um ihr Leben gelaufen, den Bomben entflohen. 

Die Batterie hat einen Brief an die Eltern geschrieben, da der Sohn nicht aufzufinden war. Am 23.April 1945 ist Herr Abitz mit 5 Soldaten durch den Po geschwommen(300m breit-sie brauchten eine 3/4 Stunde). Ein LKW mit Eierlikör lag auf der Straße und Pferde liefen umher. Die Soldaten haben Verpflegung bekommen und sind dann über die Alpen ausgerissen. Unterwegs haben sich viele Oberste aufgehangen.
Am 1.Mai 1945 suchten Herr Abitz und seine Kameraden in Südtirol ihre Einheit, diese lag bei Meran. 4 Wochen hatten die 20 Soldaten ein privates Quartier in einem Kuhstall (die Kühe waren auf der Alm). Im Ort gab es eine Gaststätte und eine Kirche, die die Soldaten dann besuchten. 
Am 17.Januar 1944 hat Herr Abitz die größten Gefechte selbst miterlebt. In Cassino und Monte Cassino war die Schlacht 200m über der Ortschaft. Der 1.Angriff erfolgte auf die katholische Kirche mit B52 Bomber. Tag und Nacht wurde bombardiert. Die Fallschirmjäger (Richard Klein aus Krackow war dabei) haben bei der Verteidigung geholfen. Diese Angriffe wurden weltweit kritisiert. Am 18.Mai 1944 brannte in Cassino die Zugmaschine aus und musste dann in die Werkstatt nach Breschina - Udine. Am 23.April 1945 war der Krieg zu Ende.
Es ging in Gefangenschaft nach Rimini, 100 Mann mit den Buchstaben A. Alle lagen auf einem Feld. 
Verpflegung gab es jeden Tag. Wasserleitungen wurden schnell mit Raupenschlepper verlegt. 120 Zapfstellen gab es. Es durften Spaziergänge gemacht werden. Die Soldaten wanderten zum kleinsten Staat der Welt - San Marino und badeten in der Adria. Rimini war auch nach dem Krieg eine Touristenattraktion. Es gab einen schwarzen Markt. Dort gab es alles zu kaufen. Später wurden auf dem Flugplatz Zelte aufgebaut. In einer großen Flugzeughalle spielte ein Sinfonieorchester von 72 Musikern. 
2x in der Woche war katholische Kirche, 1x in der Woche war evangelischer Gottesdienst. Es wurde Fußball gespielt, ein Tanzorchester spielte zum Tanz. Es gab dann auch schon eine Disco - Tiri Tomba war ein sehr beliebtes Lied. In Monsa war ein großes Lager. Es kamen Schiffe und Fahrzeuge und der Benzinverkauf steigerte sich zusehens. Ein Unteroffizier (32 Jahre jung) wurde wegen Benzinschmuggel erschossen. Während der Gefangenschaft musste Herr Abitz operiert werden. Er lag 3 Wochen in Mailand - Milano im 6.englischen Feldhospital. Danach ging es mit der Einheit auf Rücktour in die Heimat. Sie bauten noch im Flußbett eine Motorradrennbahn, die in Italien sehr beliebt war. 
Jetzt war es an der Zeit einen Plan für die Rückfahrt in die Heimat bis Weihnachten zu schmieden. 
Vom Güterbahnhof Vilhachhaus ging es nach Salzburg - 1/2 Jahr nach dem Krieg. Sie schickten die Soldaten durch den Wald dann zum Bahnhof nach Plauen im Vogtland, von dort nach Leipzig - Frankenburg - Jüterbog und am 23.12.1946 in Petershagen angekommen.
Die Freude war groß in der Familie, als der Sohn war am 24.12.1946 endlich wieder zu Hause angekommen war. In der Stadt war eine Kinovorstellung bei Brendler. Dort sah Herr Abitz das erste Mal seine zukünftige Frau und es funkte beim ersten Anblick. Mit Einwilligung der Eltern, denn seine Freundin war erst 17Jahre jung, wurde dann am 23.12.1947 geheiratet. Leider konnte ich den Lebenslauf von Herrn Abitz nicht weiterführen. Plötzlich und unerwartet starb er am 30.06.2006.

Ruth Frede, geb.Steig
Frau Frede wurde am 5.12.1935 in Penkun geboren. Sie besuchte die Schule von 1941 bis 1950.
Vor dem Krieg war die Schule noch auf dem Kirchplatz. Im Krieg wurde sie bombardiert und zerstört. Nach dem Krieg wurden die Kinder vorübergehend im Kirchamt unterrichtet. Die Lehrer waren Frau Kuhn und Frau Löscher. Später wurde auch Dr. Heges Wohnung als Schule genutzt. Während der Schulzeit gab es sehr viele Freizeitangebote. Besonders Frau Packheuser setzte sich für die Kinder ein. 
Volkstanzgruppen
Sportgruppen
Chöre
Ausscheide in Prenzlau und Umgebung haben die Kinder meistens gewonnen. Mit dem LKW ging es auf die Reise dorthin. 
Im Saal "Fischer" gab es jedes Jahr eine Großveranstaltung mit Eltern, wobei die Kinder ein Kulturprogramm aufführten. Holzschuhtanz, Chöre und anderes wurden präsentiert. Die Umzüge und Veranstaltungen zum 1.Mai sind Frau Frede in sehr guter Erinnerung geblieben. Als junges Mädchen ging Frau Frede mit ihren Freundinnen zum Jugendtreff in der kleinen "Linde" (ehemals Spielzeugladen Koch). Sie hatten sehr wenig Geld und borgten es sich untereinander aus, um auch mal auszugehen. Jedes Wochenende war in allen 3 Sälen Tanz. Am 1.Oktober 1951 begann Frau Frede eine 3jährige Lehre als Friseurin. Jeden Montag musste sie zur Berufsschule nach Angermünde. Zum Bahnhof nach Petershagen (7Km) waren zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu bewältigen. Natürlich bei schlechtem Wetter und Glatteis ging es nach Tantow (11Km), manchmal auch mit dem Taxi. 
Der Lehrmeister von Frau Frede war Herr Paul Böttcher. Das Geschäft war in der Kupferstraße 68 von 1951 bis 1975. Von 1982 bis 1991 arbeitete Frau Frede noch bei Herrn Radzeck.
1968 bildete sich ein Dienstleistungsbetrieb unter Leitung von Walter Kliese. Hier waren mehrere Berufszweige untergebracht, die von dort aus betreut wurden. 
Am 3.Oktober 1991 machte sich Frau Monika Abitz selbständig. Frau Frede schwärmt von ihrer Arbeit. Sie betreute Lehrlinge seelisch und gab ihre Erfahrungen weiter. 
Die Kollektive hat sie in guter Erinnerung. Noch heute gibt es viele herzliche Kontakte, auch zu den Kunden.
Der 70igste Geburtstag bleibt für Frau Frede unvergessen. Frau Frede heiratete 1957 und hat 2 Kinder. 1982 feierte sie Silberhochzeit mit ihrem Mann Heiner Frede. Herr Frede war 20Jahre in der Bäckerei tätig (Bäcker Frede jetzt Familie Franz). 1968 musste er noch eine Umschulung zum Maurer/Bauarbeiter bei der ZBO machen. Viele schöne Objekte wurden gebaut und umgebaut (Saal der Linde, Kindertagesstätte u.a.)

Ilse Luksch, geb.Zehm
Frau Ilse Luksch,geb. Zehm wurde am 05.11.1936 in Stettin in der Frauenklinik geboren. Ihre Eltern waren: Mutter Hausfrau und der Vater betrieb bis 1945 eine Gaststätte und einen Bierverlag, der zur Borischbrauerei Stettin gehörte.
Das Bier wurde mit dem Pferdewagen und später mit einem Kleintransporter in alle Orte gefahren. Frau Luksch war Vaters Püppchen, sie war die Älteste und hatte noch 5 Geschwister.
Die Schule besuchte sie von 1943 - 1951 in Penkun. Von ihrer Kindheit erzählte Frau Luksch mit viel Freude. Es wurde sehr viel gespielt, mit den Geschwistern aber auch und mit Freunden z.B.
- Anni Christen
- E. Lange geb. Brüssow
- A. Voss geb. Flashar
- R. Heyer geb. Höbler
- R. Richert geb. Winzer
- E. Nörenberg geb. Wilke
Besonders auf den Treppen der Hauseingänge haben sie sich getroffen. Die Puppen wurden von den Müttern gestrickt. 
Nach der Schule mussten sie auf dem Feld helfen. Das Gänsehüten hat ihnen Spaß´gemacht, da sie auch selbst baden konnten.

Gertrud Trode: Erinnerungen von Gertrud Trode
Frau Gertrud Trode wurde am 11.08.1919 in Penkun geboren. Ihre Eltern haben im Schloss gearbeitet. Von 1926-1934 besuchte sie die Schule auf dem Kirchplatz. Mit Freude erinnert sie sich an die Wandertage, die schöne Gegend um Penkun wurde hierfür ausgesucht. Die Ausflugziele waren der  Förster in Petershagen, die schwarzen Berge und auch ein Ausflug nach Swinemünde wurde unternommen. Der Rektor der Schule war Herr Becker, der Lehrer Herr Lau. Es wurde auch der Rohrstock eingesetzt. Nach der Schule lernte Frau Trode beim Kohlehandel - Kunde der Buchführung. Später arbeitete sie als Haushaltshilfe beim Ofensetzer Pröfrock. 1939 heiratete Frau Trode und übernahm mit ihrem Mann die Bäckerei Bellmann. Ihr Vater war Bäckermeister. Sie bekamen 2 Mädchen. Noch im gleichen Jahr wurde ihr Mann als Soldat eingezogen. Er musste 6 Jahre dienen und kam nicht wieder zurück. Er galt als vermisst. Frau Trode verkaufte 1946 Milch. Sie half in der Bäckerei Frede und sie kochte auf Hochzeiten. Ab 1955 war sie 20 Jahre Handarbeitslehrerin. 1959 war die neue Schule fertig und Familie Trode zog mit ein. Herr Trode war bis zur Rente als Hausmeister in der neuen Schule tätig. 1975 wurde sie gefragt, ob sie die Leitung übernehmen möchte. Sie bejate dies und arbeitete bis zur Rente in der Schulküche.






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